Das wundersame Pfeiflein
Es war einmal ein König, der war unermesslich reich. ...
Die Diener, die den Befehl erhalten hatten, jeden Bettler abzuweisen, verjagten auch eine alte Frau. Das sah des Schäfers Tochter und da sie ein mitfühlendes Herz hatte, lief sie der alten Frau nach. „Lieb Mütterlein“, rief sie, „haltet ein. Ich habe zwar nicht viel, aber das Wenige will ich gerne mit Euch teilen“.
Sie lud sie ein, sich mit ihr auf einen Baumstamm zu setzen, breitete ihre Schürze aus und teilte mit ihr, was sie hatte. Sie lief auch zum nahegelegenen Bach und füllte ihren Becher mit frischem Wasser und hieß das alte Mütterlein davon trinken. Als alles verspeist war, reichte das alte Weib dem Mädchen ein Weidenpfeiflein und sagte: „Verwahr es gut. Bist du dereinst in Not, so pfeife auf dem Pfeiflein und dir wird Hilfe zuteil werden.“
Das Mädchen band das Pfeiflein um den Hals und bedankte sich. Das alte Weib verabschiedete sich und ging seiner Wege und ward nach wenigen Schritten plötzlich verschwunden. ...